Heute vor 23 Jahren: Darum spielte St. Pauli in blauen Trikots
Andre Trulsen und Stephane Chapuisat im Duell um den Ball. (Foto: Witters)
Noch vor dem sportlichen Erfolg legen viele St. Pauli-Fans Wert auf die Tradition ihres Vereines – ob es dabei um den Stadionnamen oder auch die Vereinsfarben geht, diese Dinge sind für viele Anhänger unantastbar.
Traditionell spielt der Kiezklub in Braun-Weiß, aktuell können Spieler und Fans die Tracht hingegen lediglich zu Hause zur Schau stellen. Die Corona-Krise sorgt dafür, dass kein Fußball gespielt werden kann. In der Saison 1996/97 wurde zu dieser Zeit noch gespielt. Auch der FC St. Pauli war vertreten – allerdings in nicht Braun, sondern in Blau.
Am 27.03.1997 empfängt der Abstiegskandidat St. Pauli den Meisterschaftskandidaten Borussia Dortmund. Die Dortmunder betreten den Rasen in ihrem traditionellen schwarz-gelben Dress, die Hamburger Fans müssen allerdings entsetzt feststellen, dass der FC St. Pauli im eigenen Stadion in den Auswärtstrikots aufläuft – und diese sind Blau-Schwarz. Der eine oder andere Fan hat da schon vor dem Anpfiff schlechte Laune.
Schönheit liegt bekanntermaßen im Auge des Betrachters, doch das ist gar nicht mal das Problem der Fans. Auf dem blauen Trikot verlaufen mehrere schwarze Streifen, eingerahmt von dünnen weißen Linien. Ohne das Wappen auf der Brust würden wohl die meisten Fußballkenner dieses Trikot eher dem Stadtrivalen HSV zuschreiben. Ein Unding für alle, die St. Pauli im Herzen tragen.
Auch sportlich bietet der FC St. Pauli wenig an diesem Tag. In einem zähen Gekicke geht der BVB in der 69. Minute durch Andreas Möller in Führung und rettet den Sieg über die Zeit. Der Kiezklub spielt die zweitschlechteste Saison der Vereinsgeschichte und steigt am Ende als Tabellenachtzehnter in die Zweite Liga ab. Lediglich zwei Auswärtssiege bringen die Profis vom Millerntor zustande. Am letzten Spieltag singen die Fans nach einer 0:6-Klatsche gegen den VfL Bochum: „Eine neue Liga ist wie ein neues Leben“ – und hoffen dabei auch auf ein neues Trikot. (mab)
Aufstellung St. Pauli: Klaus Thomforde – André Trulsen, Dirk Dammann, Holger Stanislawski – Michael Bochtler, Tore Pedersen, Matthias Scherz, Christian Springer (28. Stephan Hanke), Carsten Pröpper – Jens Scharping (74. Oliver Schweißing), Nikolay Pisarev (74. Martin Driller)