Bouhaddouz, der St. Pauli-Retter als Storchenbaby
Mats Möller Daehli und Torschütze Aziz Bouhaddouz bejubeln den wichtigen Treffer zum 1:0. (Foto: Witters)
Zumindest auf dem Platz steht der FC St. Pauli wieder.
Die Hoffnungen auf ein Ende der Corona-Pause steigen, wobei immer noch nicht klar ist, wann und wie es weitergehen soll. Wenn es weitergeht, muss der Kiezklub noch einige Punkte sammeln, um den Klassenerhalt endgültig perfekt zu machen. Mit Abstiegskampf kennt sich St. Pauli bereits bestens aus. Heute vor drei Jahren sammelte man überlebenswichtige Punkte.
Es ist der 07. April 2017. Am frühen Freitagabend gastiert der FC St. Pauli in Nürnberg. Die Nerven sind angespannt. Die letzten vier Spiele hatte man nicht gewinnen können, in den letzten drei gelang nicht einmal ein Tor. Schlechte Voraussetzungen im Abstiegskampf, in welchem der Kiezklub auf Rang 17 durchgereicht worden ist. Gegen Nürnberg, das im Niemandsland der Tabelle steht, muss dringend ein Sieg her. In der Anfangsphase entwickelt sich ein hektisches Spiel, in dem beide Mannschaften es nicht verstehen sich einen Vorteil zu erkämpfen.
Die erste Chance gehört dem FC St. Pauli. Nach einem Eckball von Christopher Buchtmann verpasst Sören Gonther nur knapp die Führung (15.). Auf der Gegenseite ist es Tobias Kempe, der es mehrfach aus der Distanz versucht und schließlich Philipp Heerwagen zu einer Glanztat zwingt (31.). Die großen Highlights bleiben allerdings aus und so geht es folgerichtig torlos in die Kabine.
Aus dieser kommt St. Pauli deutlich verbessert heraus. Cenk Sahin setzt sich im Dribbling gegen zwei Nürnberger durch und zieht ab. Der stramme Schuss ist nicht gut platziert, trotzdem kann Raphael Schäfer nur abklatschen lassen. Aziz Bouhaddouz steht richtig und schiebt ein.
Es ist eine Erlösung für die Gäste, die Torflaute von 327 Minuten ist endlich beendet. St. Pauli zieht sich nach dem Tor etwas zurück, lässt Nürnberg kommen, die sich aber ideenlos zeigen und es nicht schaffen, den Abwehrriegel der Hamburger ernsthaft ins Wanken zu bringen. So ist es dann auch St. Pauli, das nachlegt. Einen Schuss von Bernd Nehrig lenkt erneut Bouhaddouz in die Maschen.
Nürnberg hat nichts mehr entgegenzusetzen, so kann der glückliche Doppelpacker nach dem Spiel mit einem breiten Grinsen über seinen Jubel aufklären: „Diese Figur war das Storchenbaby. Das üben wir manchmal im Training.“ Auch Trainer Ewald Lienen ist nach dem Spiel erleichtert: „In den ersten 20, 25 Minuten hat bei uns etwas gefehlt. Danach hatten wir die richtige Energie auf dem Platz. Die Mannschaft ist kollektiv in die Zweikämpfe gekommen, der eine hat den andern mitgerissen.“
St. Pauli gelingt in den verbleibenden Spielen ein Endspurt, der sich sehen lassen kann. Fünf Siege und ein Unentschieden reichen am Ende sogar noch für Platz Sieben, großen Anteil daran hat auch Aziz Bouhaddouz, der in den verbleibenden Spielen drei weitere Tore erzielt und vier Treffer auflegt.
Seine zweite Saison beim Kiezklub läuft dann gar nicht mehr gut. Lediglich vier Tore und zwei Vorlagen sind zu wenig. Trotzdem erfüllt er sich einen großen Traum und fährt im Sommer 2018 mit Marokko zur WM, wo er mit einem Eigentor gegen den Iran das Ausscheiden seiner Mannschaft in der Gruppenphase mitbegünstigt. Er wechselt im selben Sommer nach Saudi Arabien zu Al-Batin. Nach nur einem Jahr kehrt er in die Zweite Bundesliga zurück. Zum zweiten Mal unterschreibt Bouhaddouz beim SV Sandhausen. (mab)
Aufstellung St. Pauli: Philipp Heerwagen - Marc Hornschuh (74. Philipp Ziereis), Lasse Sobiech, Sören Gonther, Jeremy Dudziak - Bernd Nehrig, Christopher Buchtmann, Cenk Sahin (76. Daniel Buballa), Mats Möller Daehli (81. Johannes Flum), Waldemar Sobota, Aziz Bouhaddouz