Breitner & Co.: Die DFB-Elf spielt gegen die A-Jugend des FC St. Pauli
Die A-Jugend des FC St. Pauli (hier mit Jürgen Gronau, r.) traf 1981 auf die DFB-Auswahl um Paul Breitner. (Foto: Witters)
Testspiele gibt es in jeder Saison unzählige für den FC St. Pauli – gegen Liga-Konkurrenten, Vereine aus der Region oder internationale Klubs.
Dass man gegen eine Nationalelf spielt, kommt allerdings sehr selten vor. Doch heute vor genau 39 Jahren kam es zu einem solch ungleichen Duell: Die A-Junioren des FC St. Pauli spielten gegen die deutsche Herren-Nationalmannschaft.
Der FC St. Pauli befindet sich nicht nur sportlich, sondern auch finanziell gerade in einer echten Krise. 1979 wird dem Kiezklub die Lizenz für die 2. Bundesliga Nord entzogen, man spielt ab sofort zwangsweise nur noch in der drittklassigen Regionalliga. Die Gegner heißen nicht mehr Borussia Mönchengladbach oder Bayern München, sondern Gifhorn und Wolfenbüttel. Die Attraktivität des Fußballs nimmt immer mehr ab, es kommen kaum noch Zuschauer ans Millerntor.
Hoffnung macht in dieser Zeit die Jugendarbeit des FC St. Pauli. Die A-Junioren stehen in der Saison 1980/81 bereits frühzeitig als Hamburger Meister fest, haben Spieler wie Volker Ippig, Jürgen Gronau, Ralf Brunnecker oder Joachim Philipkowski in ihren Reihen. Und wenigstens einmal soll das Millerntor wieder richtig voll sein – nämlich am 26. April 1981. Der Gegner: die deutsche Nationalmannschaft, die sich gerade auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich im Volksparkstadion des HSV vorbereitet. Mit dabei: alle Stars um Paul Breitner, Karl-Heinz Rummenigge, Klaus Fischer oder Trainer Jupp Derwall.
Und es klappt: 25.000 Zuschauer sehen die Begegnung am ausverkauften Millerntor, auch wenn St. Pauli davon finanziell nicht profitiert – der DFB hatte Eintrittsgelder verboten. Für die A-Junioren des FC St. Pauli aber dennoch ein beeindruckender Vormittag. „Wenn wir unter 20 kriegen, ist’s gut“, hatte der damals 18-jährige Torhüter Ippig im Vorfeld gesagt. Er sollte am Ende als glücklicher Jugendlicher vom Platz gehen – St. Pauli verlor nur mit 0:6.
Zweimal Karl-Heinz Rummenigge und je einen Treffer von Klaus Fischer, Hans-Peter Briegel, Wilfried Hannes und Manfred Kaltz sollten die Fans an diesem Sonntagvormittag zu sehen bekommen. „Es war mein erstes Spiel vor völlig überfüllten Stehplätzen des ausverkauften Millerntors“, erinnert sich Ippig viele Jahre später in einem Interview mit „11 Freunde“ und versichert: „Die Nationalspieler gaben zwar nicht Vollgas, wir verloren aber trotzdem mit 0:6.“
Ein Erfolg für die Junioren, die von Bundestrainer Derwall großes Lob erhalten.„Ippig, Brunnecker und Gronau sind schon gute Spieler“, soll der DFB-Trainer damals nach der Partie gesagt haben. Neben dem Trio schafften es auch zahlreiche weitere Spieler in den späteren Profikader von St. Pauli. 1984 gelang der Wiederaufstieg in die 2. Liga, 1988 kehrte St. Pauli in die Bundesliga zurück. Auch dort treffen die Kiezkicker wieder auf Nationalspieler als Gegner, das Millerntor füllt sich wieder mehr – doch ein Spiel gegen die deutsche Nationalmannschaft hat es nicht mehr gegeben. (rmy)