St. Pauli-Fans sauer: „Das hat mit Fußball nichts zu tun“
Mourad Bounoua im Luftzweikampf mit Werder-Verteidiger Florian Heidenreich. (Foto: Witters)
Während aktuell die Corona-Krise für viel Frustpotenzial bei zahlreichen St. Pauli-Fans sorgt, war es vor 15 Jahren das eigene Team, welches für die schlechte Laune verantwortlich war.
Nach der Pleite der Kiezkicker gegen Abstiegskandidat Chemnitzer FC sollte gegen Werder Bremen II alles besser werden – eigentlich.
Als St. Pauli-Fan hat man es nicht leicht in diesen Zeiten. Aus der Bundesliga ging die Reise zuletzt ungebremst ins Mittelfeld der Regionalliga Nord. Auch im zweiten Jahr Regionalliga ist keine Besserung in Sicht, das hat das blamable 0:2 in Chemnitz gezeigt. Beim Abstiegskandidaten hatten sich die Kiezkicker hoffnungslos unterlegen gezeigt. Zudem taten sich nach Abpfiff erste Risse im Team von Andreas Bergmann auf. Aber gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen soll nun alles besser werden.
Der einzige Lichtblick in einer trüben Saison ist die Heimserie von 13 Spielen in Folge ohne Niederlage, die auch am 28. April 2005 verteidigt werden soll. Vom Anpfiff weg ist St. Pauli allerdings auf dem besten Weg, auch diese Serie zu torpedieren. Die Gäste sind das bessere Team, lediglich Fabio Morena kann vor der Halbzeit mit einem Schuss aus zehn Metern für Gefahr im Bremer Strafraum sorgen. Mit einem gellenden Pfeifkonzert trottet die Mannschaft in die Kabine. Dass es noch 0:0 steht, ist nebensächlich.
Auch der zweite Durchgang verkommt zur fußballerischen Katastrophe. Schließlich ist es Robert Palikuca, der im Strafraum seinen Gegenspieler umreißt und einen Elfmeter verursacht. Marco Stier lässt sich nicht zweimal bitten und verwandelt sicher – 0:1 (57.). Bremen hat sogar noch Chancen zu erhöhen, doch vergibt. Unter den höhnischen Gesängen der eigenen Fans quält sich der Kiezklub weiter durch das Spiel: „Das hat mit Fußball nichts zu tun“, hallt es von den Rängen.
Tatsächlich kann der eingewechselte Rico Hanke in der Schlussminute fast noch für den Ausgleich sorgen, doch nicht einmal das klappt. Vom Pfosten springt der Ball nicht ins Tor. Vor einer Negativkulisse mit 13.730 Zuschauern – zu diesem Zeitpunkt der niedrigste Wert in der laufenden Saison – sinken die frustrierten Spieler nach Abpfiff auf dem Platz zusammen. Die MOPO titelt am nächsten Tag: 0:1! Nun ist auch die Heimserie gerissen
„Wiedergutmachung war das nicht“, resümiert ein niedergeschlagener Palikuca. „Ein Wunder, dass uns die Fans nicht das ganze Spiel ausgepfiffen haben“, giftet der frustrierte Sebastian Wojcik. Selbst Coach Andreas Bergmann fehlen die Worte: „Das war total ideenlos.“ Die Saison endet im Niemandsland auf Platz sieben, so richtig glücklich ist darüber keiner. Zwei weitere Jahre wird St. Pauli noch in der Regionalliga kicken müssen, dann gelingt endlich die Befreiung: Der Aufstieg zurück in die 2. Liga. (mab)
Aufstellung St. Pauli: Frank Dröge – Ralph Gunesch, Florian Lechner (76. Ifet Taljevic), Fabio Morena, Robert Palikuca – Marinko Miletic, Benjamin Adrion, Andreas Mayer, Heiko Ansorge (46. Mourad Bounoua) – Jeton Arifi (67. Rico Hanke), Sebastian Wojcik