- 12.04.2020

Pokal-Party am Millerntor: St. Pauli scheitert nur knapp am FC Bayern


Felix Luz (r.) und der FC St. Pauli zeigten im DFB-Pokal gegen die Bayern-Stars (hier Oliver Kahn) eine starke Leistung. (Foto: Witters)
In Zeiten der Corona-Krise sind alle Fußballvereine gleich betroffen: Keiner kann mehr spielen, kein nationaler oder internationaler Wettbewerb findet statt. Auch nicht der DFB-Pokal, in dem der FC St.
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Pauli heute vor genau 14 Jahren eine große Party am Millerntor und in ganz Hamburg feierte. Im Halbfinale traf man auf den großen FC Bayern München – und scheiterte am Ende nur knapp am Rekordmeister.
Wirklich viel zu verlieren hat St. Pauli an diesem Mittwochabend, dem 12. April 2006, nicht. Sensationell hatten es die Kiezkicker als Regionalligist bis ins Halbfinale des DFB-Pokals geschafft und auf dem Weg dorthin bereits die beiden Zweitligisten Wacker Burghausen und VfL Bochum sowie später die Bundesligisten Hertha BSC und Werder Bremen aus dem Wettbewerb geworfen. Während man in der Liga gegen Kickers Emden, den HSV II oder den 1. FC Köln II antreten muss, gastierte an diesem Abend der große FC Bayern München am Millerntor. Das Star-Ensemble um Oliver Kahn, Michael Ballack, Bastian Schweinsteiger, Roy Makaay & Co. ist zu diesem Zeitpunkt souveräner Tabellenführer in der Bundesliga und auf dem besten Weg, die Deutsche Meisterschaft zu verteidigen. Beim Regionalligisten St. Pauli will sich der Rekordmeister keinesfalls blamieren und ebenso sicher wie ungefährdet ins DFB-Pokalfinale nach Berlin einziehen. Über 10.000 St. Pauli-Fans, die kein Ticket mehr für das Spiel bekommen hatten, feiern vor einer Großbildleinwand am Fischmarkt eines der ersten Public-Viewing-Events, bevor die WM 2006 in knapp acht Wochen beginnen würde. Doch auch die Atmosphäre am Millerntor ist einzigartig, 19.400 Zuschauer verwandeln das Stadion in einen Hexenkessel. „06.02.02 – Lets do it again“, steht auf einem der Banner der Fans, das sie beim Einlauf in Erinnerung an das Weltpokalsieger-Besieger-Spiel (1:0) hochhalten. Und tatsächlich beginnt St. Pauli mutig, auch wenn sich die Bayern von der beeindruckenden Stimmung keineswegs beeindruckt zeigen. Schon nach 15 Minuten scheint alles den erwarteten Lauf zu nehmen: Owen Hargreaves – der im Achtelfinale schon den HSV aus dem Wettbewerb geschossen hatte – trifft aus fast 25 Metern mit einem Flatterball rechts unten ins Tor, St. Pauli-Keeper Achim Hollerieth sieht nicht ganz so gut aus. Doch der Gegentreffer wirkt wie ein Wachrüttler für die Braun-Weißen. Jeder einzelne Profi kämpft, beißt und geht weit über seine eigenen Grenzen hinaus. Nach der Pause dominieren die Kiezkicker von Trainer Andreas Bergmann sogar das Spiel, der Ausgleich liegt mehrfach in der Luft. „Unglaublich, wie die Mannschaft sich zerriss. Ein Klassenunterschied ist nicht zu erkennen. Nur das verflixte Tor will einfach nicht fallen“, wird die MOPO am nächsten Tag schreiben. Und so kommt es, wie es kommen musste: Nach einem Eckball staubt Claudio Pizarro erst zum 2:0 ab (84.) und macht nur fünf Minuten später endgültig alles klar (89.). Am Ende steht der FC St. Pauli mit leeren Händen da – und ist trotzdem begeistert von einer besonderen Nacht am Millerntor. „Wir sind Sieger der Herzen. Es war eine geile Nacht, das werden wir nie vergessen“, sagt ein beeindruckter Vize-Präsident Markus Schulz im Anschluss an das Spiel. Auch von den Bayern-Stars gibt es reichlich Lob für den Auftritt von St. Pauli. „Das war ein hartes Stück Arbeit, das wir aber auch erwartet hatten. Die Mannschaft von St. Pauli hat 90 Minuten gefightet und ein unheimliches Tempo durchgehalten – das hätte ich nicht gedacht“, sagt Trainer Felix Magath über die Leistung der Kiezkicker. Und Bastian Schweinsteiger würde am liebsten gleich hierbleiben: „Hier macht es mehr Spaß als auswärts in der Bundesliga.“ (rmy) Aufstellung St. Pauli: Achim Hollerieth – Ralph Gunesch, Florian Lechner, Fabio Morena, Robert Palikuca – Fabian Boll (69. Hauke Brückner), Michél Mazingu-Dinzey (78. Jeton Arifi), Thomas Meggle, Timo Schultz – Felix Luz, Jens Scharping (78. Sebastian Wojcik)