- 19.04.2020

Ausgerechnet im Derby: Alex Meier gibt sein Bundesliga-Debüt


Alex Meier (l.) läuft im Derby gegen den HSV (hier mit Jörg Albertz) zum ersten Mal in der Bundesliga auf. (Foto: Witters)
Für Alex Meier war das Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV heute vor genau 18 Jahren noch besonderer als ohnehin schon.
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Am 19. April 2002 betrat er erstmals den Rasen in der Bundesliga – der Beginn einer langen und erfolgreichen Karriere für den inzwischen 37-Jährigen. Dass es eine krachende Niederlage setzte, dürfte Meier damals wenig gestört haben.
Heute vor 18 Jahren wird sein großer Traum wahr. Aus der Jugend des HSV ist der damals gerade 18 Jahre junge Alex Meier zum Stadtrivalen FC St. Pauli gewechselt und darf in der Rückrunde der Saison 2001/02 erstmals auch Profi-Luft schnuppern. Zunächst in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein, wo er bereits im Februar seine ersten Einsätze für die zweite Mannschaft der Kiezkicker sammelt. Am 13. April 2002 steht er im Kellerduell beim 1. FC Köln (1:2) zum ersten Mal im Profikader. Eine Woche später ist es soweit. Der FC St. Pauli ist zu diesem Zeitpunkt Tabellenletzter in der Bundesliga. Drei Spieltage vor Schluss braucht es ein Fußballwunder, um die Klasse noch zu halten, der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt schon sechs Punkte. Und für den Kiezklub steht nun ausgerechnet das Derby gegen den Stadtrivalen HSV an, der als Elfter im sicheren Mittelfeld der Tabelle nichts mehr zu gewinnen und nichts mehr zu verlieren hat. Freitagabend, Flutlicht am Millerntor. Der HSV lässt dem Stadtrivalen keine Chance, Bernardo Romeo (19./58.), Martin Groth (45.) und Nico-Jan Hoogma (50.) sorgen für eine klare 0:4-Pleite der St. Paulianer. Der Abstieg scheint spätestens jetzt beschlossene Sache, nur rechnerisch ist der Klassenerhalt nun noch denkbar. Doch in der 78. Minute schlägt die Stunde von Alex Meier. Es steht bereits 0:4, als er für Matias Cenci eingewechselt wird. Trainer Dietmar Demuth gibt Meier zwölf Minuten Spielpraxis – und das im Flutlicht-Derby gegen seinen Ex-Klub. Ein größeres Debüt für den „Fußballgott“ hätte es wohl kaum geben können. Auch wenn damit der Abstieg für seinen Klub praktisch feststeht. Thomas Meggle, der in der ersten Halbzeit noch einen Elfmeter verschießt, beschreibt seine Gefühlslage als „große Leere, Enttäuschung, Schuldgefühle. Unfassbar.“ Die Gefühle bei Alex Meier hingegen dürften etwas anders gewesen sein. Am darauffolgenden Wochenende steht Meier in der Partie bei Werder Bremen (2:3) sogar in der Startelf, als der Abstieg dann auch rechnerisch feststeht. Mit zwei Bundesliga-Spielen im Gepäck geht es für Meier und St. Pauli in die 2. Liga, wo er schließlich richtig durchstarten sollte: In der Hinrunde erzielt Meier in 13 Spielen sieben Tore und macht erstmals so richtig auf sich aufmerksam. So sehr, dass es in der darauffolgenden Saison zurück in die Bundesliga gehen wird – ausgerechnet zum HSV. Beim Stadtrivalen gelingt Meier aber nicht der Durchbruch, er kommt nur zu vier Kurzeinsätzen. Also wird er zur Saison 2004/05 zu Eintracht Frankfurt ausgeliehen – wo seine Karriere so richtig Fahrt aufnimmt. Meier wird Stammspieler in der 2. Liga, spielt eine herausragende Rückrunde und steuert neun Tore und acht Vorlagen bei. Für 650.000 Euro wird er fest verpflichtet und bleibt der Eintracht in den folgenden 13 Jahren treu, läuft 379 Mal für Frankfurt auf, erzielt 137 Tore und erspielt sich Legendenstatus. Im Sommer 2018 verabschiedet sich Meier aus Frankfurt, in der Rückrunde 2018/19 kehrt er für ein halbes Jahr zu St. Pauli zurück. Dort trifft er zwar sechs Mal in 16 Spielen, erlebt am 10. März 2019 aber ein echtes Déjà-vu: Wieder verliert er das Derby gegen den HSV mit 0:4, exakt so wie bei seinem Profidebüt fast 17 Jahre zuvor. Es schließt sich ein Kreis, denn nach einem halben Jahr in Australien bei den Western Sydney Wanderers beendet Meier seine Karriere. Das 0:4 wird also mutmaßlich letztes Derby gegen den HSV bleiben – wie schon sein erstes. (rmy) Aufstellung St. Pauli: Simon Henzler – Henning Bürger, Dubravko Kolinger, Daniel Scheinhardt, Holger Stanislawski – André Trulsen (46. Marcel Rath), Oliver Held, Ugur Inceman (60. Matias Cenci/78. Alex Meier), Thomas Meggle – Christian Rahn, Nico Patschinski