- 27.04.2020

Fan-Proteste wegen Fabian Boll


Fans des FC St. Pauli protestieren gegen die Nicht-Nominierung von Kapitän Fabian Boll. (Foto: Witters)
Im Fußball gibt es Tage, an denen einfach alles zusammenpasst. Heute vor sechs Jahren hatte der FC St.
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Pauli definitiv nicht so einen Tag. Schon vor dem Spiel herrschte, trotz guter sportlicher Lage, dicke Luft. Und das wegen einem Spieler, der nicht einmal auf dem Rasen stand.
Am 27. April 2014 empfängt der FC St. Pauli den VfR Aalen am Millerntor. Theoretisch hat der Kiezklub sogar noch Chancen auf den Aufstieg, doch die sechs Punkte Rückstand in den letzten drei Spielen aufzuholen erscheint eher unwahrscheinlich. Trotzdem gibt es wenig Grund zu Missmut bei den Kiezkickern, doch ausgerechnet eine folgenschwere Personalentscheidung von Coach Roland Vrabec sorgt für Ärger. Bereits einen Tag vor dem Spiel macht die Nachricht die Runde, dass Kapitän und Fan-Liebling Fabian Boll, nach langer Verletzung eigentlich wieder einsatzfähig, nicht im Kader für das Spiel gegen Aalen stehen wird. Desweiteren heißt es, Boll habe die Nachricht ausschließlich über das „Schwarze Brett“ erfahren. Mehrere Banner im Stadion zeigen, dass die St. Pauli-Anhänger nicht damit einverstanden sind. Auf einem Plakat heißt es: „Mit Boller wäre es Doller“, auf einem anderen: „Trainer: Wo ist Boll?“ Bei der Verkündung der Startaufstellung rufen die Fans nach jedem Vornamen „Boll“, einzige Ausnahme ist Keeper Philipp Heerwagen. Nach zwölf Jahren St. Pauli droht dem Fanliebling, der am Ende der Saison die Karriere beenden wird, ein trauriger Abschluss. Verletzungen hatten ihn in den letzten Jahren immer wieder zurückgeworfen und nun, wo er sich wieder an die Mannschaft herangearbeitet hat, wird er aus dem Aufgebot gestrichen – das Unverständnis auf den Rängen ist klar vernehmbar. Auch im Spiel schafft es die Truppe von Vrabec nicht, die Fans milde zu stimmen. Bereits nach drei Minuten zappelt ein abgefälschter Schuss von Robert Lechleiter im Tor der Gastgeber. St. Pauli ist völlig von der Rolle und dass der zweite Treffer für Aalen erst im zweiten Durchgang fällt, ist eher glücklich. Per Elfmeter erhöht Leandro (58.). Nur wenig später ist dann endgültig der Deckel drauf. Manuel Junglas zimmert das Leder unbedrängt aus 20 Metern in die Maschen – 0:3! St. Pauli lässt es nur noch über sich ergehen. Die MOPO titelt am Folgetag: Ohne Boll! St. Pauli kriegt die Hütte voll Nach dem Spiel auf den Verzicht auf seinen Kapitän angesprochen, reagiert Vrabec gereizt: „Die Frage ist schwachsinnig und nervt mich gerade. Es geht hier nicht um einzelne Spieler, sondern um die Mannschaft“ und die wusste nicht zu überzeugen. Besonders deutlich wird Sebastian Schachten: „So eine Kacke geht gar nicht, hier vor unserem Publikum solch eine Leistung abzuliefern. Das war unterste Schublade, dafür kann man sich nur entschuldigen.“ Fabian Boll bekommt letztlich doch noch seinen verdienten Abschied. Im nächsten Spiel gegen Köln darf er 25 Minuten als Joker ran, kann aber auch nicht die deutliche 0:4-Pleite beim Zweitligameister Köln verhindern. Am letzten Spieltag gegen Aue darf der Kapitän seine Mannschaft dann noch einmal aus dem Spielertunnel auf den Rasen im Millerntorstadion führen. Trotz zweimaliger Führung muss er sich am Ende mit einem 2:2 begnügen. Unter tosendem Applaus verlässt er in der 75. Minute das Spielfeld. Zwei weitere Jahre kickt er noch in der zweiten Mannschaft des Kiezklubs, dann ist endgültig Schluss. Heute ist er Co-Trainer bei Holstein Kiel. (mab) Aufstellung St. Pauli: Philipp Heerwagen – Philipp Ziereis (46. Michael Gregoritsch), Markus Thorandt, Jan-Philipp Kalla, Sebastian Schachten – Christopher Buchtmann, Marcel Halstenberg, Sebastian Maier (60. Fin Bartels), Marc Rzatkowski (75. Tom Trybull) – Lennart Thy, John Verhoek. Tore: 0:1 Lechleiter (3.), 0:2 Leandro (58.), 0:3 Junglas (68.).