- 30.04.2020

Von der Schulbank zum Abstiegsheld: Klasnics steiler Aufstieg bei St. Pauli


Ivan Klasnic sicherte mit seinem Treffer den Sieg im Abstiegsgipfel. (Foto: Witters)

Ein Abstiegskampf kann harte Arbeit sein, doch vor der Corona-Pause hatten die Kiezkicker scheinbar die Kurve gekratzt und sich mit gutem Fußball aus der Umklammerung des Abstiegs-Gespenstes befreit. Schon vor 21 Jahren war dem FC St. Pauli Ähnliches gelungen. Besonders ein 19-Jähriger Abiturient hatte seinen Anteil am späten Aufschwung.

Am 30. April 1999 empfängt der FC St. Pauli den FC Gütersloh zum Abstiegsgipfel am Millerntor. Beide Teams haben in der Vorwoche gewinnen können und wollen diesen Trend am Freitagabend fortsetzten, doch es ist nur der FC St. Pauli, der offensiv für Akzente sorgen kann. In der 15. Minute setzt sich Ivan Klasnic gekonnt durch, bedient Thomas Meggle und dieser staubt in bester Stürmer-Manier den abgewehrten Schuss seines Teamkollegen ab – 1:0. Auch im weiteren Verlauf der Partie gehört der 19-jährige Klasnic zu den auffälligen Spielern auf dem Feld.

Ein weiterer Treffer will nicht gelingen. Doch dank des Sieges gegen Gütersloh kann sich der Kiezklub aus dem Abstiegskampf befreien. „Endlich mal wieder ein Treffer“, freut sich der Siegtorschütze. Sein Trainer Willi Reimann jubelt dagegen über das baldige Ende der Schulzeit seines Schützlings Klasnic: „Es wird Zeit, dass er regelmäßig trainieren kann, um sich noch weiter zu entwickeln. Leistungen wie gegen Gütersloh muss er bestätigen.“ Das tut Klasnic. Während Leistungsträger wie Thomas Meggle den Verein nach der Saison verlassen, bleibt das Sturmjuwel noch zwei weitere Jahre am Millerntor und führt das Team schließlich in die Bundesliga.

Sein persönlicher Aufstieg steht bereits vorher fest. Im Sommer 2001 unterschreibt der in Hamburg geborene Kroate bei Werder Bremen. Es soll die beste Zeit in seine Karriere werden. Das Bewerbungsschreiben aus St. Pauli-Zeiten: 99 Spiele und 28 Tore. In Bremen kann Klasnic diese Werte sogar noch toppen, 2003/04 holt er die Meisterschaft. Mit seinem kongenialen Sturmpartner Ailton zerschießt er die Bundesliga.

Anfang 2007 folgt dann ein Schock: Klasnic leidet unter Niereninsuffizienz, eine Spenderniere muss her. Entgegen aller Erwartungen kämpft sich der Stürmer auch nach dieser Diagnose zurück. Er ist der erste Profifußballer, der nach einer Nierentransplantation wieder in der Bundesliga spielt. Ein Jahr nach der Operation fährt mit Kroatien zur EM 2008 – und triff zwei Mal.

Doch in Bremen kann er nicht mehr Fuß fassen, er wechselt zum FC Nantes. Nach einer Saison zieht Klasnic weiter zu den Bolton Wanderers nach England. In 94 Spielen gelingen ihm 24 Treffer. Im Sommer 2012 kehrt er in die Bundesliga zurück, doch auch in Mainz will es nicht wirklich klappen. Mehrere Verletzungen werfen den Stürmer aus der Bahn. Lediglich 60 Minuten absolviert er auf drei Einsätze verteilt, trotzdem gelingt ihm in seinem letzten Einsatz ein Tor. Im Sommer ist dann Schluss.

Auch nach seiner Karriere bleiben die Nierenprobleme Klasnic treu, er braucht zwei erneute Transplantation. Doch wie schon zuvor beweist Klasnic ein Kämpferherz. Häufiger ist er bei Hallenturnieren anzutreffen, wo er für Legenden-Teams aufläuft, meist im Dress von Werder Bremen. Aber nicht nur das: In der alten Herren von Croatia Hamburg ist er bis heute Spielertrainer. (mab)