- 05.05.2020

Ausgerechnet im Derby: St. Pauli kann den Klassenerhalt sichern


St. Paulis Thomas Sobotzik im Zweikampf mit Bernd Hollerbach. (Foto: Witters)

Als Aufsteiger hat man es nie leicht – das musste auch der FC St. Pauli in der Saison 1995/96 feststellen. Nach einem 4:2-Sieg über 1860 München am ersten Spieltag sprang man für eine Woche auf Platz eins der Tabelle. Wie zu erwarten, hielt dies aber nicht lange. Spätestens ab Mitte der Hinrunde steckte der Kiezklub im Abstiegskampf. Am 32. Spieltag trat die Mannschaft von Uli Maslo die Reise in den Volkspark an, um ausgerechnet dort den Klassenerhalt zu sichern.

Es ist eigentlich ein Heimspiel am 5. Mai 1996 für den FC St. Pauli, doch gespielt wird im Stadion des Gasts. Wie alle Stadtderbys zur damaligen Zeit steigt auch dieses Duell nicht am Millerntorn, sondern im deutlich größeren Volksparkstadion. Die Kiezkicker können sich ausgerechnet mit einem Sieg im Derby von allen Abstiegssorgen befreien, der HSV hingegen braucht noch dringend Punkte, um am internationalen Geschäft teilzunehmen.

Von Beginn an ist St. Pauli das bessere Team. Der Wille, den Klassenerhalt zu erreichen, ist deutlich zu spüren. Über die Flügel wirbeln Jens Scharping und Thomas Sobotzik, der HSV dagegen hat Schwierigkeiten, ins Spiel zu finden. Doch nach einer halben Stunde erleidet das Spiel der Kiezkicker einen Bruch. Der etwas übermotivierte Tore Pedersen steigt zum wiederholten Mal zu hart ein. Da er bereits Gelb gesehen hat, sieht sich Maslo bereits nach 28 Minuten gezwungen, ein erstes Mal zu wechseln, um keine Unterzahl zu riskieren.

Weiter geht es daher mit Elf gegen Elf, aber die „Hausherren“ – wenn auch in der Fremde – verlieren die Kontrolle. Der HSV erspielt sich Chancen, doch ein gut aufgelegter Klaus Thomforde im Tor des FC St. Pauli weiß zu überzeugen. So steuert das Spiel auf ein 0:0 zur Halbzeit hin, ehe es Eckball für die Braun-Weißen gibt. Jens Scharping schlägt den Ball in den Sechzehner, dort setzt sich Holger Stanislawski gegen die ihm zugeteilten Verteidiger durch und köpft zur Führung (45.). Der Jubel ist groß, der Klassenerhalt wäre damit gesichert. Beschwingt geht es in die Halbzeit.

Aus der kommen dann aber die Rothosen besser heraus, die Halbzeitansprache von HSV-Trainer Felix Magath scheint gesessen zu haben. Eine Sturmwelle nach der nächsten rollt auf den Strafraum der Kiezkicker zu, doch erneut ist es Thomforde, der die Oberhand behält. Bis in die Schlussphase rettet der FC St. Pauli den Vorsprung, doch dann passiert es. Nach Zuspiel von Hasan Salihamidzic hat Stefan Schnoor zu viel Platz und gleicht aus (77.). In der restlichen Spielzeit gelingt es keiner Mannschaft, sich einen Vorteil zu erarbeiten. So endet das Stadtderby mit 1:1 – und St. Pauli muss weiter zittern.

Aus der Rettung soll ein Zittern bis zum letzten Spieltag werden. Drei Punkte trennen dort St. Pauli auf Platz 15 und den 1. FC Kaiserslautern, der auf Rang 16 steht. Die Kiezkicker liegen bereits zur Halbzeit mit 0:2 gegen den KFC Uerdingen zurück. Wenn Lautern also gewinnt, war’s das für St. Pauli. Und tatsächlich gelingt dem FCK die Führung gegen Bayer 04 Leverkusen.

Das Bangen am Millerntor zieht sich also bis in die Schlussphase, denn auf dem Platz gelingt den Hamburgern nichts mehr. Schützenhilfe wird benötigt – und tatsächlich erweist sich Leverkusen als Retter. In der 82. Minute gleicht Markus Münch zum 1:1 aus. So hallt es am letzten Spieltag trotz einer 0:2-Niederlage doch noch ein Jubelschrei durchs Millerntor: St. Pauli bleibt erstklassig! (mab)

Aufstellung St. Pauli: Klaus Thomforde – Dirk Dammann, Tore Pedersen (28. Oliver Schweißing), Holger Stanislawski, André Trulsen – Jürgen Gronau, Carsten Pröpper, Thomas Sobotzik, Christian Springer – Martin Driller (90.+1 Kay Stisi), Jens Scharping (70. Paul Caligiuri)