- 05.09.2021

Frauenquote und Struktur: Göttlich „glücklich“ mit dem FC St. Pauli

Mit zwei weitreichenden Entscheidungen haben die Mitglieder des FC St. Pauli das Image des etwas anderen Profi-Vereins wieder einmal gepflegt.
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Bei dem ersten Präsenzversammlung seit Beginn der Corona-Pandemie beschlossen die Mitglieder am Samstag im heimischen Millerntor-Stadion die Einführung einer Frauenquote von mindestens 30 Prozent. Zudem soll das ehrenamtliche Präsidium des Hamburger Fußball-Zweitligisten mit Oke Göttlich an der Spitze künftig durch bis zu vier hauptamtliche Kräfte aufgestockt werden können. Beide Anträge übertrafen bei der Abstimmung unter den mehr als 400 anwesenden Mitgliedern die für Satzungsänderungen erforderliche Dreiviertelmehrheit deutlich. „Ich bin sehr glücklich mit diesem Verein, diesen Mitgliedern und den zukunftsweisenden Entscheidungen“, sagte Göttlich. Es seien lange und harte Diskussionen gewesen, „die im Ergebnis dazu geführt haben, dass wir uns mal wieder sagen dürfen: Wir sind ein Verein, der es anders macht als viele Vereine. Und das meine ich positivsten Sinne.“ Im Zusammenhang mit der Entscheidung über die Erweiterung des bislang aus fünf ehrenamtlichen Mitgliedern bestehenden Präsidiums sprach er von einer „historischen Veränderung“. Der Verein könne nun Haupt- und Ehrenamt „in eine Mischung bringen“. Göttlich und das Präsidium erhoffen sich durch den Beschluss, dass sie durch die sogenannten besonderen Vertreter entlastet werden und auch leichter ehrenamtliche Interessenten für die Mitarbeit in dem Führungsgremium finden. Immerhin setzt der etwa 31 000 Mitglieder zählende Klub mittlerweile mehr als 50 Millionen Euro um. Die hauptamtlichen Mitglieder werden vom Präsidium benannt und jeweils für vier Jahre tätig sein. Sie kümmern sich um die Bereiche Sport, Finanzen, Vertrieb und Sponsoring/Vermarktung, Recht, Vereinsstrategie und Klubentwicklung. Die ehrenamtlichen Mitglieder bleiben stets in der Mehrheit. Welche Hauptamtlichen nun ins Präsidium aufrücken, steht laut Göttlich noch nicht fest. Mögliche Kandidaten sind Sportchef Andreas Bornemann und Vertriebschef Bernd von Geldern. Ganz im Selbstverständnis des Vereins war auch der Beschluss zur Frauenquote. Demnach sollen ehrenamtliche Vereinsgremien wie der Aufsichtsrat, das Präsidium, der Ehrenrat und der Wahlausschuss mindestens mit 30 Prozent Frauen besetzt sein. „Das ist für den Verein total wichtig“, sagte Göttlich. „Wir stehen für Diversität. Wir stehen auch für Toleranz.“ Die zweite Frau im Fünf-Personen-Präsidium war zuvor mit überwältigender Mehrheit als Vizepräsidentin bestätigt worden. Die 53 Jahre alte Journalistin und Unternehmerin Esin Rager hatte das Amt seit dem 1. Juni kommissarisch inne. Sie muss sich wie die gesamte Vereinsführung schon bei der nächsten Versammlung am 1. Dezember erneut dem Votum der Mitglieder stellen. Dann stehen die turnusmäßigen Präsidiumswahlen an.