Nach Eskalation auf St. Pauli: Weitere Vorwürfe gegen die Polizei
Das Verhältnis zwischen Polizei und Fans ist mit angespannt noch blümerant umschrieben, das wurde unter anderem am Freitagabend beim Spiel des FC St. Pauli gegen Hannover und den Ausschreitungen im Gäste-Block deutlich.
„Die Situation ist festgefahren, eine Lösung in einer Art Fan-Polizei-Dialog ist leider realitätsfern“, sagte Fan-Vertreter Dario Minden vom Bündnis „Unsere Kurve“ auf dpa-Anfrage: „Auf Fanseite gibt es gar nicht die Vertretungsstrukturen und sicherlich oft auch überhaupt kein Interesse an einem Dialog, während auf der anderen Seite eine Polizei steht, die oft rechtswidrig handelt."Die Polizei sieht das - wie sollte es anders sein - komplett konträr. „Wir haben es hier nicht mit Fankultur zu tun, sondern mit Gewalttätern“, sagte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel. Minden hielt dagegen: „Ich kann mir nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen es eine kluge Idee sein soll, in einen vollen Block mit Fußballfans zu stürmen. Da ist Eskalation vorprogrammiert." Eine derartige Gewaltorgie seitens der Polizei bei Fußballspielen „haben wir so noch nicht erlebt“, ergänzte ein Sprecher der Fanhilfe Hannover.
Schon nach den gewaltsamen Ausschreitungen beim Niedersachsen-Duell zwischen Hannover und Eintracht Braunschweig vor einer Woche hatte Fan-Forscher Gunter Pilz den Sinn des massiven Auftretens der Polizei bezweifelt. „Mehr Polizei sorgt nicht für mehr Sicherheit. Im Gegenteil: Mehr Polizei provoziert auch mehr Gewalt“, hatte der 78 Jahre alte Sportsoziologe der „Braunschweiger Zeitung“ gesagt.