- 25.03.2020

Heute vor 13 Jahren: Als Corny Littmann doch St. Pauli-Präsident blieb


Crony Littmann auf der ausserordentlichen Mitgliederversammlung am 25.03. 2007. (Foto: Witters)
Aufgrund der Coronakrise kann momentan kein Fußball stattfinden und selbst, wenn der Ball dann wieder rollt, werden die Stadien wohl erstmal leer bleiben. Heute vor dreizehn Jahren empfing das Millerntorstadion ebenfalls keine Fans – dafür war das CCH bis zum letzten Platz gefüllt mit St.
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Pauli-Anhängern. Auf der Mitgliederversammlung sollte über die Zukunft des Klubs entschieden werden, der sich gerade in einer Führungskrise befand.
Nach diesem Abend spricht niemand mehr von der peinlichen 1:2-Niederlage am Vortag beim Kellerkind aus Leverkusen, welche den Aufstiegsambitionen der Kiezkicker einen heftigen Dämpfer versetzt hatte. Es ist ein unfassbares Hin und Her, welches in diesem Tag gipfelt. Zunächst verkündet Präsident Corny Littmann, zurücktreten zu wollen, da es Streitigkeiten mit dem Aufsichtsrat gibt. Dieser Rücktritt hätte heute erfolgen sollen, doch dann ersetzt die Klubführung Littmann vorzeitig. Stefan Orth soll für Littmann kommissarisch einspringen. Seine drei Vertreter werden Andreas Wasilewski, Wolfgang Helbing und Ex-Profi Carsten Pröpper. Ab da beginnt das Chaos. Littmann zieht vor das Landgericht Hamburg, um eine einstweilige Verfügung zu erwirken, die ihn zurück ins Amt befördert. Die Verhandlungen dauern drei Stunden, doch dann ist klar: Der Präsident kann nur von der Mitgliederversammlung abgesetzt werden – daher bleibt Littmann im Amt, mindestens bis zum 25.03 2007, wenn die Mitgliederversammlung stattfindet. Als Folge des Urteils erklärt der Noch-Präsident dann seinen Rücktritt vom Rücktritt. „Zum Wohle des Vereins möchte ich weiterhin für das Amt zur Verfügung stehen“, sagt Littmann. Die Entscheidung, ob er das auch darf, müssen die Vereinsmitglieder treffen. Insgesamt erscheinen 1516 Mitglieder zu der Versammlung, was dazu führt, dass die Veranstaltung erst mit über einer halben Stunde Verspätung anfängt. Es ist der Tag der großen Entscheidung und Littmann legt vor. In einem mitreißenden Vortrag weiß er die Zuschauer zu überzeugen. Er verweist auf seine bisherigen Erfolge im Amt: „Der Verein ist wieder ein verlässlicher Partner im deutschen Fußball.“ Viel Beifall erntet er für seinen Bericht über die Pläne zum Stadionausbau: „Alles ist vorbereitet, das Angebot der Investorengruppe ist seriös, das hat ein Wirtschaftsprüfer bestätigt. Es fehlt nur noch die Genehmigung des Aufsichtsrats.“ Nach Littmann tritt Vize-Präsident Schulz ans Mikro. Er bleibt, im Gegensatz zu seinem Vorredner, bei seinem Rücktritt und stützt trotzdem den amtierenden Präsidenten in seiner Rede. Auch er weiß das Publikum von sich und seinen Anliegen zu überzeugen. Das kann man hingegen nicht von Littmann-Gegner und Kontroll-Chef Michael Burmester behaupten. Mit einem Dia-Vortrag langweilt er Großteile der Zuschauer. Die meisten seiner Argumente verpuffen. Dem Vorschlag, Littmann könne weitermachen, solle sich allerdings ausschließlich um das Stadion kümmern, stimmt der Aufsichtsrat zwar zu, der seit 2003 amtierende Präsident lehnt jedoch ab. Kurz nach 21 Uhr wird die Sitzung unterbrochen. Die Lage scheint verfahren, der Saal in zwei Lager gespalten. Nach der Pause macht dann schließlich der für die Nachfolge Littmans auserkorene Orth einen Kompromissvorschlag: „Ich würde mit meinen Mitstreitern Andreas Wasilewskin und Carsten Pröpper erstmal bis zum Herbst mit Herrn Littmann zusammenarbeiten.“ Der Vorschlag erhält die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit. Littmann bleibt im Amt. In der Folge müssen drei Aufsichtsratmitglieder abdanken, wohl auf Drängen des neuen alten Präsidenten. Mit Bestätigung des Ergebnisses kann dann auch der Ausbau der Südtribüne beginnen. Im Herbst wird Littmann dann für vier weitere Jahre im Amt bestätigt, Stefan Orth wird Vize. Dem FC St. Pauli ist inzwischen der Wiederaufstieg in die Zweite Liga geglückt. In der Ära Littmann steigt der Kiezklub drei Jahre später auch in die Bundesliga auf, dann ist Schluss für Littmann. Überraschend tritt er zurück – dieses Mal wirklich. Laut eigener Aussage habe er alles erreicht: „Mehr geht nicht!“ Er bleibt dem FC St. Pauli als Geschäftsführer der Service GmbH und als Freund und Fan erhalten, verkündet der Verein. (mab)