- 26.09.2022

Sportpsychologe erklärt: Darum verpasste St. Pauli den Aufstieg

In der Hinrunde der vergangenen Saison schien der FC St. Pauli nicht zu stoppen, galt zur Saison-Halbzeit als absoluter Aufstiegsfavorit.
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Ein krasser Formeinbruch in der Rückserie sorgte dafür, dass die Kiezkicker diesem Titel am Ende nicht gerecht wurden. Doch was war der Grund für das plötzliche Tief der Mannschaft? St. Paulis Sportpsychologe Christian Spreckels war ganz nah dran. Er glaubt nicht daran, dass die Angst, etwas zu verlieren zu haben, ursächlich für das Scheitern war: „Das sehe ich nicht so. Das Motto war ja immer: Wir können aufsteigen, wir dürfen aufsteigen, wir wollen auch aufsteigen, aber wir müssen es nicht. Das hat, so haben mir Spieler berichtet, den Druck genommen. Ein Muss – das zeigen viele Beispiele aus der Sportwelt – hat äußerst selten zu guten Resultaten geführt“, erklärt Spreckels dem „Abendblatt“. Seine Vermutung: Die offenen Vertragssituationen einiger Spieler brachten die Mannschaft in der Rückrunde aus dem Tritt. „Die ungeklärte Zukunft von vielen Spielern hat eine viel größere Rolle gespielt. Viele haben sich gefragt: Was ist denn, wenn wir jetzt aufsteigen? Wie geht es dann mit mir weiter, bin ich dann noch dabei?“, dies, so Spreckels, seien die Gedanken vieler Spieler gewesen, die letztlich auf das Gesamtkonstrukt abgefärbt hätten: „Ungeklärte Fragen verursachen Stress, das ist bekannt. Und Stress ist nicht leistungsförderlich, das ist genauso bekannt“, sagt der 57-Jährige. Entsprechend bedrückt sei die Stimmung innerhalb des Teams in der Rückrunde gewesen, wie Spreckels verrät: „Torwarttrainer Matze Hain hat es gut formuliert, als er sagte: ,Wo ist denn hier die Aufstiegseuphorie?‘ Alle haben sie ja erwartet, aber in der Mannschaft war sie nicht zu spüren, weil es aus meiner Sicht eine große Verunsicherung gab. Es war dann schwierig für mich, da noch an Schrauben zu drehen und dabei selbst glaubwürdig zu bleiben.“