Als der FC St. Pauli in der Bundesliga vor dem HSV stand
Publikumsliebling Klaus Ottens verfolgt vom Frankfurter Manfred Binz. (Foto: Witters)
Weiterhin bring die Coronavirus-Pandemie den Fußball zum Erliegen. Heute vor 30 Jahren war die Bundesliga noch auf Hochtouren unterwegs.
In einem ordentlichen Tempo mit dabei war der FC St. Pauli, der die zweitbeste Erstliga-Saison seiner Vereinsgeschichte spielte. Stolze vier Punkte Vorsprung hatten die Kiezkicker auf den großen HSV, als man am 31. März 1990 die Spitzenmannschaft Eintracht Frankfurt empfing.
Es ist fast schon ein Topspiel im Millerntor-Stadion. Für St. Paulis Fans ein ungewohntes Bild, zumindest in der Bundesliga. Als Achter tritt der Kiezklub an und will den Adlern, die zwischenzeitlich punktgleich mit Tabellenführer Bayern München gewesen sind, dann aber auf Rang vier abstürzten, die Flügel stutzen. Besonders im Fokus des Publikums, nicht zum ersten Mal: Klaus Ottens. Der Mittelfeldmann wird liebevoll mit „Oddi-oddi-oddi-oddi ...“-Rufen angefeuert. Er hat einen guten Tag erwischt.
Der Mann, der 1988 aus der Verbandsliga zum Kiezklub gewechselt ist und sich einen Namen als Übersteigerkönig gemacht hat, ist in der Saison nicht immer gesetzt gewesen. Im Vorjahr hat er noch 25 Spiele für St. Pauli absolviert, 18 davon in der Startelf. Von diesen Werten ist Ottens noch weit entfernt, aber die Formkurve der letzten Wochen zeigt bei ihm persönlich nach oben. So erkämpft er sich auch seinen Platz in der ersten Elf. Die Nominierung dankt er Trainer Helmut Schulte prompt. In der 24. Minute schießt er die Hausherren in Front.
Noch vor der Halbzeit muss St. Pauli dann aber den Ausgleich hinnehmen. Der norwegische Nationalspieler Jörn Andersen vollendet in der 35. Minute zum Ausgleich, mit dem es dann auch in die Halbzeit geht. Nach Wiederanpfiff ist es erneut Publikumsliebling Ottens, der den ersten Nadelstich setzt. Nur fünf Minuten sind im zweiten Durchgang verstrichen, da bringt Ottens die Kiezkicker wieder in Führung. Aber auch die hält nicht lange. Nach einer Stunde gleicht Uwe Bein für Frankfurt aus. 2:2, so trennen sich die beiden Mannschaften dann auch.
St. Pauli wird in der Saison 1989/90 auf Platz 13 landen, der HSV zieht noch vorbei und wird Elfter und Frankfurt Dritter.
Held dieses Abends bleibtKlaus Ottens, in allen verbleibenden sieben Saisonspielen steht er in der Startelf und kommt so noch auf 13 Einsätze von Beginn an. Doch der Trend geht weiter nach unten. Ein Jahr später sind es nur noch zehn Startelfeinsätze. St. Pauli steigt ab, doch selbst in der Zweiten Liga bringt es Ottens nur auf sieben Startelfeinsätze. Im zweiten Jahr Zweite Liga sind es wieder acht Einsätze von Begeinn an. Bei damals 46 Spielen allerdings eine eher magere Ausbeute.
Da er keine Perspektive mehr sieht, wechselt Ottens 1993 in die Oberliga Nord zum VfL 93, wo ihm in 24 Spielen neun Treffer gelingen. Ein Abstecher zum SV Lurup, die in der Regionalliga spielten, endet nach neun Spielen und keinem Treffer. Da VfL 93 mittlerweile auch in die Regionalliga nachgezogen ist, wechselt Ottens zurück. In zwei Spielzeiten gelingen ihm 12 Tore und er wagt den Sprung zum Zweitliga-Absteiger Hannover 96. Dort wird er allerdings auch nicht glücklich, nach acht Spielen und einem Treffer beendet er schließlich seine Karriere. (mab)
Aufstellung St. Pauli: Klaus Thomforde - Jan Kocian, Andre Trulsen, Jens Duve - Dieter Schlindwein, Jürgen Gronau, Peter Knäbel, Michael Dahms, Klaus Ottens - Andre Golke, Ivo Knoflicek (74. Waldemar Steubing)