Was macht eigentlich St. Paulis Rekord-Einkauf Ugur Inceman?
Gegen den 1. FC Köln (1:2) erzielte Ugur Inceman das einzige Bundesliga-Tor seiner Karriere. (Foto: Witters)
Er galt als großer Hoffnungsträger beim FC St. Pauli: Zur Saison 2001/02 verpflichtete der Kiezklub Ugur Inceman für sagenhafte 2,75 Millionen Mark – für damalige Zeiten eine enorme Summe.
Bis heute ist Inceman St. Paulis Rekord-Einkauf, doch die erhoffte Leistung konnte der Türke am Millerntor nie bringen. In 51 Pflichtspielen brachte es der offensive Mittelfeldspieler auf gerade einmal zwei Tore. Heute vor genau 18 Jahren erzielte er das einzige Bundesliga-Tor seiner Karriere.
Bei Alemannia Aachen lief es bestens für Inceman. Mit damals 18 Jahren erspielte er sich einen Stammplatz bei den Profis in der 2. Bundesliga, zwei Spielzeiten lang gehörte er zum festen Inventar der Aachener Mannschaft. 2001 gelingt St. Pauli der Aufstieg in die Bundesliga, Inceman word als Verstärkung für das zentrale Mittelfeld verpflichtet. Doch dieser Plan soll nicht aufgehen.
Einen echten Stammplatz kann sich Inceman nie erspielen. Insgesamt bringt er es auf 20 Einsätze in der Bundesliga, davon nur fünf über 90 Minuten. Bei zwei der vier Siege in dieser Saison – darunter das historische 2:1 gegen den FC Bayern – steht Inceman nicht einmal im Kader, bei den anderen beiden bekommt er Kurzeinsätze. Am Ende steigt er mit St. Pauli als Tabellenletzter wieder in die 2. Liga ab. Aber am 13. April 2002 hat der Rekord-Einkauf seinen besonderen Moment.
Gegen das Tabellenschlusslicht 1. FC Köln muss der Kiezklub dringend gewinnen, wenn der drohende Abstieg noch abgewendet werden soll. Vier Spieltage vor Schluss scheint das bereits aussichtslos, der Rückstand auf den rettenden 15. Platz beträgt schon jetzt sechs Punkte. Das direkte Duell gegen die zwei Zähler schlechteren Kölner ist die wohl letzte Chance, das Ruder noch einmal herumzureißen.
Nach nur acht Minuten liegt der FC St. Pauli allerdings schon zurück. Dirk Lottner schießt die Kölner in Führung und lässt damit ihren Traum vom Klassenerhalt zum Leben erwecken. Erst kurz nach dem Pausenpfiff schlägt die Stunde von Inceman, der in der 46. Minute den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 erzielt. Es soll sein einziges Tor in der Bundesliga bleiben – und auch das reicht am Ende nicht, Matthias Scherz macht in letzter Minute den 2:1-Siegtreffer für den FC.
Für Inceman endet nach einem weiteren Jahr bei St. Pauli, diesmal in der 2. Liga, sein Abenteuer auf dem Kiez. Ablösefrei wechselt er im Sommer 2003 zu Greuther Fürth, wo er nach nur einem halben Jahr weiter in die Türkei zieht. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Inceman auf dem Höhepunkt seiner Karriere, absolviert 2004 sogar sein einziges Länderspiel für die Türkei gegen Dänemark (0:1). Über Manisaspor, Besiktas, Antalyaspor und Konyaspor zieht es ihn 2016 schließlich zu Roda JC Kerkrade in die Niederlanden, ehe er wieder zum türkischen Erstligisten Eskisehirspor zurückkehrt – ablösefrei.
Seit März 2018 ist Inceman vereinslos. Für St. Pauli-Fans bleibt der inzwischen 38-Jährige aber wohl noch eine Weile der teuerste Einkauf aller Zeiten. (rmy)
Aufstellung St. Pauli: Simon Henzler – Henning Bürger, Cory Gibbs, Jochen Kientz (46. Dubravko Kolinger), Daniel Scheinhardt – Holger Stanislawski, Ugur Inceman, Thomas Meggle, Christian Rahn (68. Catalin Racanel) – Nico Patschinski, Marcel Rath (74. Antonio Marcao)